Vor 100 Jahren führten die Matrosen- und Arbeiteraufstände zum Ende des Ersten Weltkriegs in Deutschland.

100 Jahre Novemberrevolution

Kriegsende und Neubeginn

 

Am Ende des Ersten Weltkriegs war die politische Stimmung in Deutschland kriegsmüde, ausgezehrt, hochgereizt und revolutionär. Die militärische Niederlage des II. Deutschen Reichs war für alle unübersehbar geworden, aber die Oberste Heeresleitung (OHL) unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff proklamierten immer noch gegenüber dem Kronrat und dem Volk Durchhalteparolen.

Der Matrosen- und Arbeiteraufstand

Am 24. Oktober erließ die Seekriegsleitung trotz der schon offensichtlichen Niederlage einen Flottenbefehl zu einer weiteren Schlacht gegen die britische Kriegsmarine. Dieser Befehl war der Tropfen, der das berühmte Fass zum Überlaufen brachte, er löste in Wilhelmshafen eine Meuterei in der Hochseeflotte seiner Majestät aus. Die Matrosen auf mehreren Schiffen weigerten sich, die Anker zu lichten.

Die organisierte Arbeiterschaft in Kiel hatte zu diesem Zeitpunkt einen Streik vorbereitet, um die Forderung nach einem Friedensschluss zu untersetzen, nun schien der richtige Moment dafür gekommen. Aus beiden Impulsen heraus entstand der Kieler Matrosen- und Arbeiteraufstand. Der bereitete sich wie ein Lauffeuer aus und führte in die Novemberrevolution, mit der Kaiser und Monarchie in Deutschland gestürzt wurden.

Der Sturz der Monarchie

Am Abend des 6. November war Wilhelmshaven unter der Kontrolle eines Soldaten- und Arbeiterrates, am nächsten Tag Braunschweig, Frankfurt am Main, Hannover, Stuttgart und München. In München wurde von Kurt Eisner die Republik ausgerufen und er wurde vom Arbeiter- und Soldatenrat zum bayrischen Ministerpräsidenten gewählt.

Am 9. November fiel die Kaiserherrschaft in Berlin, weil die Soldaten nicht bereit waren, einen Bürgerkrieg zu beginnen. Sie haben den Schießbefehl verweigert. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann rief die Republik aus, Karl Liebknecht die Sozialistische Republik. Ein Angebot der SPD unter Leitung von Friedrich Ebert, in die neue provisorische Regierung einzutreten wurde von Karl Liebknecht abgelehnt.

Räterepublik oder repräsentative Demokratie?

Der Streit in den Kräften der Arbeiterbewegung ging nun um die Frage „In welcher Republik wollen wir leben?“ Eine Räterepublik nach russischem Vorbild von 1917 mit einer Verstaatlichung der Schlüsselindustrien? Oder eine repräsentative Demokratie unter Beibehaltung der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse? Diese Frage wurde mehrheitlich zu Gunsten der Einberufung einer verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung entschieden. Auch der Reichsrätekongress stimmte diesem Beschluss am 19. Dezember zu.

Damit war klar, dass es in Deutschland keine Räterepublik geben würde. Dennoch kam es Anfang Januar in Berlin zu politischen Kämpfen zwischen Befürwortern und Gegnern der Räterepublik, die als Spartakusaufstand in die Geschichte eingingen. Ihre größte Eskalation fanden sie in den Morden an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch Freikorps. Ihr Aufenthaltsort in Berlin wurde durch telefonische Überwachung herausgefunden.

Blutige Kämpfe

Das Entsetzen darüber führte zu weiteren Unruhen in ganz Deutschland. Sie wurden durch Freikorps und Reichswehrverbände blutig niederschlagen, verantwortlich für diese Einsätze war Gustav Noske, Mitglied der SPD und zuständiger Minister für das Militär. Er hat auch die telefonische Überwachung von Liebknecht und Luxemburg angeordnet. Insgesamt wurden ca. 5.000 Menschen in diesen Kämpfen ermordet, darunter viele führende Vertreter der Befürworter einer Räterepublik.

Am 19. Januar wurden die Wahlen zur Nationalversammlung nach Verhältniswahlrecht durchgeführt, bei der Frauen das erste Mal reichsweit ein Wahlrecht hatten. Die SPD bekam fast 38%, das katholische Zentrum knapp 20%, die Liberalen 18,5%, die national-völkische DNVP 10,3% und die USPD 7,6%. Am 6. Februar trat die Nationalversammlung in Weimar zusammen, Berlin schien angesichts der gerade erst zurückliegenden Kämpfe als ein zu aufgeladener Ort.

Weimarer Verfassung und Versailler Frieden

Die Novemberrevolution fand ihren formalen Abschluss am 19. August 1919 mit der Verabschiedung der Weimarer Verfassung. Doch neben den politischen Kämpfen im Inneren liefen während der ganzen Zeit auch die Friedensverhandlungen mit den Siegermächten des I. Weltkriegs. Das »Gesetz über den Friedensschluss zwischen Deutschland und den alliierten und assoziierten Mächten« wurde am 9. Juli 1919 ratifiziert und hatte bereits ein neues Streitkapitel eröffnet.