Das Märchen von der nicht mehr finanzierbaren Rente ist Blödsinn. Das Renteneintrittsalter muss auf 65 Jahre runter.
Rente mit 68? Nicht mit uns!
Die Zahl der Reichen und Superreichen ist während der Corona-Pandemie seit 2020 stark gestiegen und nun wohnen alleine in Deutschland 2.900 Superreiche, das ist im weltweiten Vergleich Platz 11. Parallel hat der wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Anfang Juni ein Gutachten veröffentlicht, mit dem eine Diskussion über die Rente mit 68 eröffnet wird.
Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch die Rot-Grüne Bundesregierung von 65 auf 67 Jahre ist noch nicht umgesetzt, da wird nach dem Prinzip »Steter Tropfen höhlt den Stein« erneut die Heraufsetzung der Lebensarbeitszeit gefordert. Die Bundesbank hatte schon im Oktober 2019 die Forderung nach der Rente mit 70 Jahren erhoben. Wo soll das enden? Rente erst wieder, wenn man kaputt ist?
Die Forderung nach Rente ab 68 heißt für viele Menschen in diesem Land: »Arbeiten bis zum Umfallen«. Fakt ist: Jeder Fünfte stirbt schon vor seinem 69. Geburtstag. Bei Menschen mit geringem Verdienst ist diese Quote höher. Ausgerechnet diesen Leuten will der Beirat des CDU-Wirtschaftsministers es jetzt schwerer machen, derweil das reichste 1% der Bevölkerung über 33% des Gesamtvermögens in Deutschland verfügt. Tendenz steigend.
Dabei ist das Gutachten des wissenschaftlichen Beirats ein komplett unseriöses Drohszenario, die Rede von der Unfinanzierbarkeit der Rente, wenn die Boomer-Generation aus dem Arbeitsleben ausscheidet, ist an den Haaren herbeigezogen. Im EU-Altersreport von Mai 2021 heißt es: »Die Rentenausgaben in Deutschland steigen bis 2045 moderat von zehn auf zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und bis 2070 bleiben sie konstant.«
Das ist EU-Durchschnitt, Österreich gibt derzeit für eine im Vergleich zu Deutschland deutlich höhere Rente 13% aus. Warum geht das in Österreich und nicht in Deutschland? Der heute gültige Beitragssatz der gesetzlichen Rentenversicherung liegt mit 18,6 % auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 1993. Mit einer Anhebung des Beitragssatzes auf 20,6% lässt sich das von der LINKEN geforderte Rentenniveau von 53% gut realisieren.
Eine Durchschnittsverdienerin oder einen Durchschnittsverdiener würde diese Anhebung rund 35 Euro im Monat kosten. Aber dafür bekäme er oder sie im Alter eine 10% höhere Rente als derzeit vorgesehen. Die »Rentenlücke«“, wie es in der Werbung der privaten Versicherungswirtschaft heißt, wäre in der Konsequenz einiges kleiner. Kein Wunder, das die dagegen trommelt, es müssten weniger zusätzliche Privatverträge abgeschlossen werden, die auch schon einmal 100 Euro im Monat kosten können.
Alternativ zur Erhöhung des Renteneintrittsalters wird über eine grundsätzliche Veränderung der Rentenarchitektur gesprochen. Ein Deutschlandfond soll es richten. Dann freut sich die Aktienwirtschaft, weil ein Teil der Rentenbeiträge an der Börse angelegt wird. Die spekulativ möglichen Gewinne könnten sich im Endergebnis sogar positiv auf die Rentenhöhe auswirken. Selbst vor Beschimpfung machen die Börsianer in ihrer Verzweiflung nicht halt: Die Arbeiterin und der Arbeiter sind in Deutschland zu doof, das zu begreifen.
Das Märchen von der nicht mehr finanzierbaren Rente ist Blödsinn. Das Renteneintrittsalter muss auf 65 Jahre runter. Denn in Wahrheit bedeutet dieser Vorschlag gerade für diejenigen, die in harten körperlichen Berufen arbeiten, nichts anderes als eine weitere Rentenkürzung. Wer schleppt mit 67 Jahren noch einen zentnerschweren Sack das Gerüst rauf?
Auch wenn nach dem ersten Aufschrei zurückgerudert wurde, nach der Wahl kommt es wieder auf die Tagesordnung. DIE LINKE kämpft für die Stärkung der gesetzlichen Rente und dafür braucht sie auch im nächsten Bundestag eine starke Vertretung.
Kommentieren