Die informelle Gruppe der sieben „bedeutendsten“ Industrienationen wurde 1975 als G6 gegründet, als noch Helmut Schmidt (SPD) Bundeskanzler war. Mitglieder waren die Regierungsvorsitzenden von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den Vereinigten Staaten. Man sieht alleine hieran, dass es sich um ein Format der alten Westmächte aus der Zeit des Kalten Kriegs handelt. China und Russland sind als Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat außen vor.

Die Bevölkerungen der G7-Staaten machen ca. 10,5% der Weltbevölkerung aus, erzeugen ca. 44% des weltweiten Bruttonationaleinkommens und verursachen hierfür 25% der globalen Treibhausemissionen. Am 7. und 8. Juni traf sich dieses Format mit alpinem Brimborium und Biergartenshows unter dem Motto „An morgen denken. Gemeinsam handeln“, bedingt durch die aktuelle G7-Präsidentschaft Deutschlands, auf Einladung der Kanzlerin in Schloss Elmau (Bayern).

Dies blieb freilich nicht ohne einen starken politischen Protest, der in der Öffentlichkeit wie üblich diffamiert wurde. Zum Beispiel wurde ein Camp nur unter der Auflage genehmigt, keinen Schnaps zuzulassen. Naja, die Bayern und der Berghüttenenzian. Ein ernster Kritikpunkt richtet sich gegen die hohen Kosten für ein zweitägiges Treffen, sie belaufen sich auf insgesamt 360 Millionen Euro.

Aber das dringend notwendige Programm zur Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer ist auf der anderen Seite zu teuer. Mit Mare Nostrum wurden 130.000 Menschenleben gerettet und es hat monatlich 9 Millionen Euro gekostet. Die Jahressumme von 110 Millionen wurde allein von der italienischen Regierung aufgebracht, weil es den anderen EU-Regierungen schlicht und einfach zu teuer war. Das ist unsäglich. Mit dem Geld, was die zwei Tage gekostet haben, hätte man dieses Programm drei Jahre lang finanzieren können.

Am Ende der zwei Tage wurden die üblichen Jubel-Meldungen verbreitet. Man habe sich darauf verständigt, bis zum Ende des Jahrhunderts den Planeten CO2-frei mit Energie zu versorgen. Auf dem Treffen von 2009 hatte man schon einmal recht ähnliches vollmundig verkündet. Aber aktuell streitet man sich in der Bundesregierung wie die Kesselflicker um eine Abgabe für klimaschädliche Braunkohlekraftwerke und verliert sich im klein-klein von 16 Millionen Tonnen CO2-Emissionen.

Bei ihrer Abschlusskundgebung bekannten sich die G7-Regierenden erneut zum Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Doch das ist nach Meinung vieler Experten kaum noch realistisch. Es ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt steht. Denn was nutzen solche festlichen Versprechen, wenn man die aufstrebenden Wirtschaftsmächte der BRICS-Staaten erst gar nicht einbindet? Wie soll Umverteilung, sozial-ökologische Transformation oder der Kampf gegen die Klimakatastrophe ohne die bevölkerungs- und wirtschaftsaufsteigenden Schwellenländer angegangen werden?

Was bleibt also von der 360 Millionen Euro-Show in Zeiten der Austerität, wo Sparen vermeintlich das höchste aller menschlichen Güter ist und die Europäische Union darüber an den Rand ihres politischen Zusammenhaltes kommt? Ein Bild von Merkel und Obama in einer schönen Alpenlandschaft. Er sitzt mit ausgestreckten und auf die Lehne abgelegten Armen auf der Bank, den Rücken zum Fotografierenden. Der Blick geht an ihr vorbei in den Horizont. Sie mit angestrengtem Gesicht nach vorne, scheint mit ausgestreckten Armen zu zeigen, welch großen Fisch sie gefangen hat. Die G7-Show ist in der heutigen Zeit so fehl am Platz wie Anglerlatein in den Bergen.