Am 6. und am 9. August 1945 haben die USA die ersten Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki abgeworfen und in einer Höhe von 500 bis 600 Meter über der Erdoberfläche gezündet. Die Schäden der Explosionen von »Little Boy« und »Fat Man«, so wurden die Bomben genannt, waren verheerend. 80.000 Menschen, fast ausschließlich zivile Opfer, starben in Hiroshima sofort. In Nagasaki starben über 70.000 durch die unmittelbare Explosion. Bei den Menschen im Innenstadtbereich waren die oberen Hautschichten fast vollständig verbrannt durch die Explosionshitze. Bis Ende 1945 starben weitere 130.000 Menschen. Die Spätfolgen der radioaktiven Strahlungen sind bis heute nicht abgeklungen. Gerüchte über den möglichen Abwurf einer dritten Bombe auf Tokyo wurden nie entkräftet. Doch dazu kam es nicht mehr.

Die Entwicklung der Atombombe fand unter großer Geheimhaltung statt und war eines der Wettrennen zwischen den gegnerischen  Großmächten des zweiten Weltkriegs, auch innerhalb der Anti-Hitler-Allianz. Sie endete schlagartig mit den Abwürfen im August 1945, durch die Kapitulation Japans am 2. September endete der zweite Weltkrieg im Pazifik. Die Abwürfe hatten eine politische Kettenreaktion zur Folge, fortan fühlte sich nur derjenige sicher, der über eigene Kernspaltungswaffen verfügte. Die nukleare Rüstungsspirale war zugleich der Einstieg in das Gleichgewicht des Schreckens, die zentrale Strategie des Kalten Kriegs. Die Abwürfe waren ebenfalls die Geburtsstunde des weltweiten öffentlichen Protests gegen Atomwaffen und ihren Einsatz und ein erster Erfolg war das Verbot der Atomwaffenversuche durch einen Vertrag von 1963, die nach den zahlreichen oberirdischen Tests nur noch unterirdisch durchgeführt werden durften. Doch die radioaktiven Verseuchungen und Folgeschäden blieben in allen Testgebieten und ihren Umgebungen sehr hoch und wurden z.B. in Milchzähnen von Kindern nachgewiesen.

Nach dem Ende des Gleichgewichts des Schreckens, in dem sich zwei eher rational agierende Zentren feindlich gegenüberstanden und bedrohten, erhöht heute die Proliferation der Atomwaffen die Gefahr von Atombombeneinsätzen weltweit. Immerhin wurde 1996 weitergehend als in dem ersten Vertrag ein vollständiger Stopp der Atomwaffenversuche durch die Vereinten Nationen vertraglich beschlossen. Die Bundesrepublik Deutschland hat den Vertrag 1998 ratifiziert. Aber es gibt auch immer noch Staaten, die den Vertrag nicht unterschrieben haben, unter anderem USA, China, Nordkorea, Indien, Pakistan, Israel und Iran. Die Verweigerungen der Ratifizierung durch diese Länder weisen auf neuralgische globale Konfliktpunkte, z.B. im politischen Verhältnis zwischen USA und Nordkorea/China, Indien und Pakistan oder USA/Israel und Iran. Sie zeigen, dass die Gefahr eines nuklearen Krieges nach wie vor nicht gebannt ist. Positiv gesehen zeigen beide Verträge, dass es auf globaler Ebene möglich ist, zu umfassenden Abkommen zu gelangen. Es waren auch Erfolge, die durch den anhaltenden politischen Protest in der Zivilgesellschaft erreicht wurden. Diese hatten bislang jedoch nur die Erprobung von neuen Waffengenerationen zum Gegenstand, nicht die Herstellung und ihre Verbreitung.

Im Jahr 2015 wurde nach langen mühseligen Verhandlungen zwischen Iran und der Gruppe der 5 plus 1 (China, USA, Russland, Deutschland, United Kingdom und Frankreich) der »Joint Comprehensive Plan of Action« (JCPOA) geschlossen worden. Es geht darin um den Verzicht Irans auf die Anreicherung von Uran und die Herstellung eigener Bomben. Durch die einseitige Kündigung des »Iran-Deals« durch Donald Trump am 8. Mai 2018 ist die Kriegsgefahr gestiegen, nicht gesunken. Anfang August 2019 hat die US-Regierung den »Intermediate Range Nuclear Forces Vertrag« (INF-Vertrag) von 1988 gekündigt, der von Reagan und Gorbatschow unterschrieben wurde. Damit haben die USA unter Trump ein zweites Stück nuklearer Rüstungskontrolle völlig unnötig über Bord geworfen. Ein verbales »sich-auf-die-Brust-trommeln« zwischen Trump und Putin war die Folge. Russland drohte, Atomraketen in Venezuela oder Kuba vor der Haustür der USA aufzustellen. Die USA drohten, Atomraketen in Zentral- oder Osteuropa vor der Haustür Russlands aufzustellen. Man fühlte sich kurzzeitig an den Beginn der 1960er und die Kuba-Krise erinnert, die die Welt an den Rand eines Dritten Weltkriegs brachte.

Doch es gibt auch positive Signale, im Juli 2017 wurde von den Vereinten Nationen durch 122 von 193 Staaten ein Abkommen zum Verbot von Atomwaffen angenommen, das seit September 2017 unterschrieben werden kann. Die International Campaign to abolish Nuclear Weapons (ICAN) war seit ihrer Gründung 2007 eine der treibenden Kräfte des Abkommens. Mit der Anerkennung des Vertrags verpflichten sich Staaten, keine Atomwaffen zu testen, zu entwickeln, zu produzieren und zu besitzen. Außerdem sind den unterzeichnenden Staaten nach der Ratifizierung die Weitergabe, die Lagerung und der Einsatz sowie die Drohung des Einsatzes gegenüber anderen Staaten verboten. Die Stationierung von Atomwaffen auf dem eigenen Boden ist verboten. Der Vertrag wurde bis zum Juli 2020 von 81 Staaten unterzeichnet, 40 Staaten haben ihn ratifiziert. Es müssen ihn aber mindestens 50 Staaten bei den Vereinten Nationen ratifizieren, damit er in Kraft tritt.

DIE LINKE fordert die Bundesregierung auf, das Abkommen zum Verbot von Atomwaffen von 2017 schnellstmöglich zu unterzeichnen und zu ratifizieren. Sie fordert die Bundesregierung auf, die EU-Ratspräsidentschaft dafür zu nutzen, dass alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dem Abkommen beitreten und es ratifizieren. Der Besitz und Einsatz von Atomwaffen muss 75 Jahre nach den Abwürfen der Bomben auf Hiroshima und Nagasaki endlich vollständig verboten werden.